Nachhaltiges Wirtschaften mit nachhaltigen Kunststoffen
Biokunststoffe erobern unter anderem den Bereich Verpackungen und Verbrauchsgüter, als Alternative zu PET und anderen Massenkunststoffen. Zum Beispiel werden biologisch abbaubare und kompostierbare Polymere verstärkt im Bereich Folien und flexible Verpackungen wie biologisch abbaubare Plastiktüten eingesetzt. Auch im Bereich Maschinenbau, der Landwirtschaft und im Bauwesen wird heute bei der Entwicklung von neuen Produkten intensiv geprüft, ob nicht nachhaltige oder sogar recycelte (Bio-)Kunststoffe mit nahezu identischen Eigenschaften gefunden und eingesetzt werden können.
Biokunststoffe lassen sich grundsätzlich in zwei Gruppen einteilen:
Die erste Gruppe ist die der chemisch vergleichbaren Biokunststoffe mit den gängigen Polymeren sind. Hintergrund: Definitionsgemäß besitzen ein aus Zuckerrohr (nachwachsender Rohstoff) hergestelltes PE (biobasiertes PE) und ein herkömmliches PE aus fossilen Ressourcen dieselben technischen Eigenschaften, können diese also 1:1 ersetzen. Ebenso zu dieser Gruppe der nicht biologisch abbaubaren biobasierten Polymere zählen biobasiertes PET, biobasiertes PA und biobasiertes PU. Mit Ausnahme von Styrolen (PS, ABS) können inzwischen nahezu alle gängigen Polymere zumindest teilweise auf Biobasis hergestellt werden.
Die zweite Gruppe ist die der Biokunststoffe mit neue chemischen Strukturen. Hierzu zählen hauptsächlich biologisch abbaubare Polymere, die in der Mehrzahl biobasiert sind. Die Kunststoffe dieser Gruppe haben andere Eigenschaften und werden maßgeschneidert auf die Anforderungen des Endproduktes entwickelt oder ausgewählt. Ihre Eigenschaften werden durch Forschung und Entwicklung stetig optimieren und an die Bedürfnisse des Marktes angepasst.
Wann sind es Biokunststoffe?
Eine eindeutige, weltweit anerkannte Definition für Biokunststoffe gibt es bislang nicht. Weitgehende Übereinstimmung herrscht darin, dass ein Biokunststoff ein biobasierter und / oder biologisch abbaubarer Werkstoff ist. Dabei werden Biokunststoffe in drei Hauptgruppen unterteilt:
- Biobasiert (aus nachwachsenden Rohstoffen stammend, biologisch abbaubare Materialien)
- Aus fossilen Ressourcen (Erdöl) stammend, biologisch abbaubare Materialien
- Nachhaltig biobasierte (nicht biologisch abbaubare) Materialien
Biokunststoffe werden bereits seit den 1990er-Jahren entwickelt, als die Thema der Entsorgung von Kunststoffabfällen am Ende ihrer Lebensdauer und in diesem Zuge eine mögliche biologischen Abbaubarkeit an Bedeutung gewannen. Erste Erfolge wurden mit Compounds auf der Basis von Stärke und PLA erzielt. Bei den damit hergestellten Produkten handelte es sich in erster Linie um flexible und starre Verpackungen für den Einmalgebrauch, bei denen der Einsatz von biologisch abbaubaren, kompostierbaren Polymeren sinnvoll erschien: Folien und Beutel sowie Schalen, Flaschen und Becher.
Wie in allen anderen Branchen wie der Automobil- oder Sportartikel-Industrie sowie den jeweiligen Einsatzgebieten der Produkte, gilt beispielsweise auch in der Medizintechnik, dass sich der eingesetzte Kunststoff mit seinen individuellen Eigenschaften nach den Anforderungen der Anwendung richtet. Biokompatible Kunststoffe wie PLA oder PHA werden in der Medizintechnik beispielsweise für Implantate oder resorbierbares Nahtmaterial verwendet. Bei Verpackungen oder medizinischen Geräten kommen dagegen eher Biokunststoff-Arten zum Einsatz, die biobasiert, nicht abbaubar sind, zum Beispiel biobasiertes PE, das speziell für diese Verwendungszwecke zertifiziert ist.
Ein weiteres Beispiel für steigende Nachfrage nach Biokunststoffen ist die Spielzeugindustrie. Lange eher ein Nischenmarkt, bietet die Spielzeugindustrie heute großes Wachstumspotenzial für Biokunststoffe. Ein Auslöser dafür ist, dass immer mehr Biokunststoffe die für die Verwendung in Spielzeugen nötigen Zertifikate aufweisen können und bereits die Prozesse deren Herstellung als unbedenklich für Kinder und Erwachsene zertifiziert sind. Bei Kinderspielzeug wird dabei überwiegend auf biobasierte und biologisch abbaubare Materialien wie PLA oder PHA sowie biobasiertes PE als Ersatz für herkömmliche erdölbasierte Polymere eingesetzt.